Mädchen haben Rechte! Unterstützung für junge Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind
Wenn das eigene Zuhause nicht (mehr) sicher ist
Das eigene Zuhause sollte ein Rückzugsort sein, an dem man sich sicher und wohl fühlt. Leider müssen viele Mädchen und junge Frauen zusehen, wie ihre Geschwister oder Mütter Gewalt erleben. Viele erfahren auch selbst Gewalt – ausgeübt wird diese meist von männlichen Familienmitgliedern (Vater, Bruder, Onkel usw.). Mädchen und junge Frauen können von unterschiedlichen Formen häuslicher Gewalt betroffen sein, zum Beispiel:
- wenn sie geschlagen werden,
- wenn sie beschimpft oder gedemütigt werden,
- wenn sie sexuelle Übergriffe erleben,
wenn sie systematisch isoliert oder kontrolliert werden.
Ist das schon Gewalt?
Viele Mädchen und junge Frauen, die häusliche Gewalt miterleben oder selbst von Gewalt betroffen sind, sind unsicher, ob sie Hilfe in Anspruch nehmen sollen. Manche trauen sich nicht über ihre Erfahrungen zu sprechen oder sie schämen sich für das, was ihnen passiert ist. Viele sind auch unsicher, ob das, was sie erleben „schlimm genug“ ist, um als Gewalt eingestuft zu werden.
Fakt ist: Meist spüren wir, wenn eine Grenze überschritten wird. Vertraue deinem Bauchgefühl und nimm es ernst, wenn du das Gefühl hast, dass etwas für dich nicht in Ordnung ist. Unangenehme Gefühle (beispielsweise Angst, Beklemmung, Scham) sind oft ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. In diesem Fall solltest du dir Hilfe suchen.
Unterstützungsangebote – auch für Mädchen und junge Frauen
Wenn du von Gewalt betroffen bist, oder Gewalt in deiner Familie miterlebst, kann es guttun mit jemandem darüber zu reden. In Österreich gibt es Hilfsangebote für alle Menschen, unabhängig von ihrem Alter, ihrer Herkunft oder sexuellen Orientierung. Wichtige Anlaufstellen sind die Gewaltschutzzentren, die in ganz Österreich Betroffene von Gewalt beraten und begleiten. Die Frauenhelpline ist unter der Telefonnummer 0800 222 555 rund um die Uhr kostenlos erreichbar. In ganz Österreich gibt es zusätzlich Frauenberatungsstellen und spezialisierte Mädchenberatungsstellen – bestimmt auch in deiner Nähe, die als niederschwellige Erstanlaufstellen kostenlose und anonyme Information und Unterstützung anbieten.
Du kannst dich auch an Einrichtungen speziell für junge Menschen wenden. Hier bieten die Kinderschutzzentren, die Kinder- und Jugendhilfe oder Kinder- und Jugendanwaltschaften Unterstützung an. Anonyme und kostenlose Hilfe bekommst du zudem bei Rat auf Draht unter der Nummer 147.
Was erwartet mich in einer Beratung?
Jedes Mädchen, jede Frau hat das Recht auf ein Leben frei von Gewalt. Beratung in Anspruch zu nehmen, kann ein wichtiger erster Schritt sein. Beratung bedeutet, dass eine Beraterin dir zuhört und dich unterstützt. In der Beratung kannst du über deine Ängste, deine Gefühle und deine Geheimnisse sprechen. Gemeinsam könnt ihr überlegen, welche Schritte du setzen möchtest und was dir guttut. Die Beraterin hilft dir dabei deine Sicherheit zurückzugewinnen und gemeinsam – frei und selbstbestimmt – Perspektiven für deine Zukunft zu entwickeln. Die Beraterin steht immer auf deiner Seite und geht mit dem, was du sagst, vertraulich um. Sie informiert nicht deine Eltern.
Eine Beratung ist kein „Zaubertrick“, der alle Probleme auf einmal löst. Viele Mädchen und junge Frauen sind trotzdem überrascht davon, wie viel Beratung verändern kann. Zu wissen, dass man mit den eigenen Ängsten und Problemen nicht alleine ist, kann bestärkend wirken. Sich jemandem anzuvertrauen hilft dabei die eigene Situation besser zu verstehen. Und über die eigenen Rechte und Möglichkeiten Bescheid zu wissen, schafft Handlungsspielraum. Du musst da nicht alleine durch!