Frau sitzt im Rollstuhl am Tisch und spricht mit anderen Frau

Selbstbestimmt Leben in allen Bereichen des Alltags

Wie kann Beratung Frauen mit Behinderungen unterstützen?

Viele Hürden

Frauen mit Behinderungen erleben im Alltag viele Herausforderungen: Öffentliche Verkehrsmittel und Wohnbauten sind oft nicht barrierefrei. Diskriminierung und Gewalt sind immer noch ein großes Thema. Fördersysteme für die im Alltag notwendige Unterstützung sind oft schwer zu durschauen. Drei Fallbeispiele aus der Beratungsarbeit zeigen, wie Frauenberatung eine Unterstützung für ein selbstbestimmtes Leben sein kann.

Frau A.: Gemeinsam durch den „Förderdschungel“

Frau A lebt seit ihrer Geburt mit einer Gehbehinderung und nutzt im Alltag einen mechanischen Rollstuhl. Ihre erste barrierefreie Wohnung hat sie in der Nähe ihres Arbeitsplatzes gefunden. Inzwischen ist sie verlobt und erwartet mit ihrem Partner ihr erstes Kind. Die beiden sind auf der Suche nach einer neuen Wohnung, die für die gesamte junge Familie geeignet ist. Außerdem muss geklärt werden, wie Frau A die passende Assistenz bekommt, um ihr Kind im Alltag gut versorgen zu können.

Frau A kommt es so vor, als wäre es kaum möglich einen guten Überblick im „Förderdschungel“ zu bekommen. Sie macht sich große Sorgen, ob der Start ins Leben als Familie gut klappen wird. In dieser Situation nimmt Frau A die Unterstützung einer Frauenberatungsstelle in Anspruch. Mit der Beraterin kann sie ihre Sorgen und Ängste besprechen. Gemeinsam verschaffen sich Frau A und die Beraterin einen Überblick über die Fördersituation. Sie finden ein Wohnbau-Projekt, in dem barrierefreies Wohnen als Familie gut möglich ist. Auch die Assistenz für die ersten Lebensjahre des Kindes kann organisiert werden. Frau A fühlt sie sich gut gerüstet für den Start ins Familienleben!

Frau B: Unterstützung in schwierigen Lebensphasen

Ein anderes Beispiel ist Frau B. Sie lebt mit einer starken Seh-Beeinträchtigung. Frau B ist seit 25 Jahren verheiratet und hat zwei Kinder. Vor einem Jahr ist auch das jüngere der beiden Kinder ausgezogen. Seither kommt es zwischen Frau B und ihrem Mann häufiger zu Streit. Frau B unternimmt viel und trifft sich oft mit Freundinnen. Ihr Mann findet, dass sie zu viel unterwegs ist. Er fühlt sich allein gelassen und ist neuerdings oft eifersüchtig. In solchen Stimmungslagen wird er aggressiv gegenüber Frau B. Er nutzt ihre Behinderung aus, um ihr zu schaden. Er weiß, dass es für Frau B wichtig ist, dass bestimmte Dinge in der Wohnung immer am selben Platz stehen. Wenn er gerade wütend ist, lässt er absichtlich seine Sachen im Weg herumliegen. Gemeinsam genutzte Gegenstände stellt er nicht an den richtigen Ort zurück. So wird der Alltag in der gemeinsamen Wohnung für Frau B zum Hürdenlauf.

Schließlich wendet sich Frau B an eine Frauenberatungsstelle. In der Beratung kann sie in Ruhe überlegen, ob und wie ihre Beziehung wieder in gute Bahnen gebracht werden kann. Falls sich Frau B zu einer Trennung entscheidet, kann die Beraterin sie dabei unterstützen, sich neu zu sortieren und eine barrierefreie Wohnung zu finden, in der ein selbstbestimmtes Leben gut möglich ist.

Frau C: Selbstbestimmt leben

Frau C ist eine Frau mit Lernschwierigkeiten. Sie lebt in einer eigenen Wohnung. Für die Alltags-Organisation bekommt sie regelmäßig Unterstützung von einer Lebenshilfe-Betreuerin. Frau C ist seit einiger Zeit in einer Beziehung mit Herrn D. Die Beziehung hat anfangs gut funktioniert. Frau C war sehr verliebt und Herr D hat sie rundum verwöhnt. In letzter Zeit hat sich das aber verändert. Herr D wird zusehends kontrollierend. Er möchte Frau C überzeugen, ihre eigene Wohnung aufzugeben und zu ihm zu ziehen. Er behauptet, dass sie diesem Vorschlag zustimmen würde, wenn ihre Liebe echt sei. Frau C spürt aber, dass sie die eigene Wohnung behalten möchte. Gleichzeitig möchte sie ihre Partnerschaft mit Herrn D nicht verlieren. Ihre Betreuerin erzählt ihr von der Frauenberatungsstelle in der Stadt und dass sie dort Unterstützung bekommen kann. Mit der Beraterin bespricht Frau C ihre Beziehungsprobleme. Sie fühlt sich nach der Beratung gestärkt. Sie kann Herrn D klar sagen, dass sie zwar die Beziehung mit ihm weiterführen möchte, aber dass sie ihre eigene Wohnung und Selbständigkeit behalten wird.

Individuelle Unterstützung

Diese drei Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt. Der Alltag von Frauen mit Behinderung ist so vielfältig wie die Frauen selbst. Die Beraterinnen in den österreichischen Frauenberatungsstellen kennen diese Vielfalt. Sie stellen sich flexibel auf das jeweilige Thema ein. So können Beraterin und Klientin gemeinsam gute Lösungsstrategien zu verschiedenen Problemen entwickeln. Die Frauenberatung ist ein Startpunkt, aus dem Frauen mit und ohne Behinderung gestärkt und mit neuem Mut in den Alltag gehen!

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