Gewalterfahrungen von Frauen mit Behinderung: Hilfe durch den "Kraft-Rucksack"
Gewalterfahrungen von Frauen mit Behinderungen
Besonders für Frauen mit Behinderungen ist es nicht so leicht Informationen und Unterstützung zu erhalten, wenn sie Gewalt erlebt haben. Manche Frauen können nicht in Worte fassen, was ihnen passiert ist. Manchen Frauen wird nicht geglaubt. Manche Frauen mit Behinderung befinden sich auch in besonderer Abhängigkeit zu Menschen (zum Beispiel, wenn sie persönliche Assistenz benötigen), von denen Gewalt ausgehen kann.
Der Verein Ninlil unterstützt seit vielen Jahren Frauen mit Behinderungen. Die Beraterinnen bei Ninlil begleiten auch Frauen, die Gewalt erlebt haben. Vor kurzem hat Ninlil ein Buch und eine Internetseite veröffentlicht: den Kraft-Rucksack für Frauen mit Gewalterfahrungen.
Der Kraft-Rucksack als Ergänzung zu bestehenden Angeboten
Der Kraft-Rucksack bietet viele nützliche Informationen zum Thema Gewalt an Frauen. Er ist aber kein Ersatz für andere wichtige Angebote wie Beratung oder Therapie. Gewaltschutzzentren und Frauen- und Mädchenberatungsstellen in ganz Österreich begleiten alle Frauen und Mädchen, die Gewalt erfahren haben. Die Beraterinnen informieren Betroffene über ihre Rechte. Sie haben ein offenes Ohr für die Probleme der Frauen und unterstützen sie dabei ihre Gewalterfahrungen zu verarbeiten. Sie können auch dabei helfen einen Psychotherapie-Platz zu finden.
Der Kraft-Rucksack: Was kann er?
Der Kraft-Rucksack ist ein Begleiter für alle Frauen mit Gewalterfahrungen. Der Kraft-Rucksack enthält wichtige Informationen zum Thema Gewalt. Er beschreibt zum Beispiel gut verständlich, was ein Trauma ist und was Trauma-Folgen sein können. Es finden sich darin Übungen, die dabei helfen, die eigenen Gefühle richtig zu deuten und zu verarbeiten. Der Kraft-Rucksack soll Sicherheit und Unterstützung in schwierigen Situationen bieten. Außerdem hilft er dabei die eigenen Kräfte zu erkennen und auszubauen.
Eine Übung aus dem Kraft-Rucksack: Atem anhalten
Eine Übung aus dem Kraft-Rucksack heißt „Atem anhalten“. Viele Frauen, die Gewalt erlebt haben, fühlen sich auch lange nach dieser Erfahrung ab und zu wütend oder angespannt. Die Übung „Atem anhalten“ hilft in genau diesen Situationen:
„Atmen Sie langsam durch die Nase ein.
Zählen Sie dabei langsam bis 4,
bis Ihre Lungen voll sind.
Halten Sie den Atem an.
Dabei zählen Sie langsam bis 7.
Atmen Sie langsam die ganze Luft durch den Mund aus.
Halten Sie jetzt den Atem noch einmal an.
Zählen Sie dabei langsam bis 8.
Wiederholen Sie diese Übung einige Male.“ (Quelle: Kraft-Rucksack, Seite 57)
Diese Atemübung wirkt gegen Stress und hilft dabei sich zu entspannen. Nicht jede Übung passt zu jedem Menschen. Im Kraft-Rucksack finden sich deshalb ganz unterschiedliche Übungen. In einen Rucksack kann man all das einpacken, was man für den eigenen Alltag benötigt. Einen Rucksack kann man leicht überall hin mitnehmen und immer wieder aus- und einräumen, je nachdem, was man gerade braucht. Den Kraft-Rucksack haben Leserinnen dann immer bei sich: in Form von hilfreichem Wissen und der Übungen, die ihnen guttun.
Weiterführende Links
- Kraftrucksack-Website
- Ninlil - Empowerment und Beratung für Frauen mit Behinderung
- Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555
- Die Frauenhelpline gegen Gewalt für gehörlose Frauen
- Standorte der Frauen- und Mädchenberatungsstellen
- Ludwig Boltzmann Institut (2014): Zugang von Frauen mit Behinderungen zu Opferschutz- und Unterstützungseinrichtungen bei Gewalterfahrungen