Waage mit Kartons im Ungleichgewicht

Mehrbelastung von Frauen: Was heißt eigentlich Equal Care?

Care-Arbeit ist immer noch Frauensache – und bleibt oft unsichtbar.

Was ist Care-Arbeit?

Care-Arbeit, oder auch Sorgearbeit, umfasst alle Tätigkeiten der Fürsorge, des Sich-Kümmerns und der Pflege von anderen Personen. Care beinhaltet aber auch das Alltagsmanagement – also zum Beispiel die Beziehungspflege mit Freundinnen und Freunden oder in der Nachbarschaft, die Organisation von Arztterminen der Kinder, das Erledigen von Hausarbeit usw.

Care-Arbeit ist somit ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Sie wird überwiegend von Frauen geleistet – die dafür jedoch weder die gesellschaftliche noch finanzielle Anerkennung bekommen, die sie verdienen würden. Bereiche, in denen bezahlte Care-Arbeit geleistet wird, sind beispielsweise der Gesundheits– und Pflegebereich, der Reinigungsbereich oder der Bereich der Pädagogik. Diese Tätigkeitsbereiche werden oft gering entlohnt und sind häufig mit zu wenig Personal ausgestattet. Care-Arbeit im privaten Bereich (also z.B. in der Betreuung von Kindern, der Pflege von Angehörigen, Hausarbeit usw.) wird in unserer Gesellschaft meist gar nicht entlohnt.

Warum leisten Frauen mehr Care-Arbeit als Männer?

Frauen verrichten fast doppelt so viel unbezahlte Care-Arbeit wie Männer. In Familien mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen verrichten Frauen sogar zwei Drittel der unbezahlten Care-Arbeit. Österreich ist damit EU-weit Schlusslicht in Sachen gerechter Aufteilung von Sorgearbeit.

Es ist kein Zufall, dass in erster Linie Frauen diese Tätigkeiten verrichten. Wir leben in einer patriarchal geprägten Gesellschaft mit bestimmten Geschlechterrollenbildern. Welche inneren Vorstellungen wir von “Weiblichkeit” bzw. “Männlichkeit” haben, ist tief in uns eingeprägt. Mädchen werden nach wie vor eher dazu erzogen sich um andere Personen zu kümmern, einfühlsam zu sein und für Harmonie zu sorgen. Frauen sind deshalb darin geübt, sich in andere Personen einzufühlen und deren Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen zu erkennen. Diese Fähigkeiten qualifizieren sie dafür, Care-Arbeit auszuführen. Nicht zuletzt deshalb übernehmen sie auch in der Familie häufiger Care-Tätigkeiten.

Die ungleiche Aufteilung der Sorgearbeit – also die die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen – nennt man auch Gender Care Gap.

Geschlechterbilder im Wandel …?

Tatsächlich wollen viele Väter heutzutage mehr Zeit für ihre Familie und ihre Kinder aufwenden. Oft signalisieren ihnen Unternehmen aber, dass das nicht bzw. nur dann geht, wenn sie deutliche Einbußen in Kauf nehmen (keine Karrieresprünge, weniger Gehalt). Dies betrifft Männer wie Frauen grundsätzlich gleichermaßen. Frauen nehmen das allerdings viel häufiger in Kauf und verzichten auf eine berufliche Karriere. Das hat wiederum deutliche Auswirkung auf das Einkommen von Frauen: Auch zehn Jahre nach der Geburt eines Kindes verdienen Frauen im Durchschnitt 51 Prozent weniger als zuvor, was sich maßgeblich auf ihre Pension auswirkt. Frauen sind deshalb stärker armutsgefährdet als Männer. Für Männer ändert sich durch die Geburt eines Kindes in ihrer Erwerbstätigkeit hingegen meist kaum etwas.

Equal Care: gerechte Verteilung von Sorgearbeit

Um die Gleichstellung von Frauen zu fördern ist es nötig, Care-Arbeit sichtbar zu machen, sie neu zu bewerten und gerechter zu verteilen. Equal Care meint die gerechte und gleichwertige Verteilung von Sorgearbeit – zwischen den Geschlechtern, aber auch zwischen den Gesellschaftsschichten. Equal Care ist die Aufforderung unbezahlte Care-Arbeit nicht auszunutzen, indem man sie als gegeben annimmt, sondern den Wert dieser Tätigkeiten zu sehen und zu honorieren. Dafür engagieren sich aktuell zivilgesellschaftliche Initiativen wie der Equal-Care-Day oder Mehr für Care.

Wenn Sie selbst Fragen haben, können Sie sich auch an eine Frauen- oder Mädchenberatungsstelle wenden. Dort erhalten Sie Informationen zu allen Themen rund um Care-Arbeit wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Wiedereinstieg, Kinderbetreuung, Pflege, Pensionsansprüchen u.v.m. Die Beraterinnen bieten in all diesen Bereichen Unterstützung und zeigen unterschiedliche Perspektiven und Möglichkeiten auf.

Weiterführende Links

Seite wechseln Webseite verlassen